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Prof. Dr. Sonja Bröer: Mit guter Laune lässt sich auch ein eher trockenes Fach lebhaft und praxisrelevant vermitteln

Berufliche Stationen: Seit Oktober 2020 ist Prof. Dr. Sonja Bröer bei uns am Fachbereich am Institut für Pharmakologie und Toxikologie beschäftigt und hier auch in der Lehre tätig. Zuvor brachte sie sich vier Jahre lang in ein Biotech-Unternehmen in den USA ein. In dieser Zeit bemerkte sie, dass ihr das Lehren fehlte, trotz Aus-, Fort- und Weiterbildung der Mitarbeitenden und einigen Seminaren, die sie an den Universitäten Stanford und Berkeley gab. Erste Lehrerfahrungen sammelte Prof. Bröer als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Tierärztlichen Hochschule Hannover (TiHo), an der sie selbst studierte, promovierte und die Prüfung zur Fachtierärztin ablegte.
Darüber hinaus: Wenn man Sonja Bröer nicht im Labor oder Hörsaal antrifft, ist sie wahrscheinlich gerade auf dem Rücken eines Islandpferdes unterwegs. Sie reitet schon seit 30 Jahren auf den nordischen Pferden mit fünf Gängen und freut sich sehr, dass sie auch in Berlin ihr Hobby weiterverfolgen kann. Ihr Mann „darf“ davon fleißig Fotos machen, ist aber trotz seines beruflichen Hintergrundes (auch Tierarzt!) doch etwas weniger begeistert von den Ponies.
Prof. Dr. Sonja Bröer in dem für die Prüfung zum Galenischen Praktikum vorbereiteten Raum

Prof. Dr. Sonja Bröer in dem für die Prüfung zum Galenischen Praktikum vorbereiteten Raum
Bildquelle: Friederike Grasse

Von Kolleg*innen erhielt Prof. Bröer diesen originellen Doktorhut nach ihrer ersten Vorlesung

Von Kolleg*innen erhielt Prof. Bröer diesen originellen Doktorhut nach ihrer ersten Vorlesung
Bildquelle: privat

Das größtes Hobby von Prof. Bröer sind Islandpferde

Das größtes Hobby von Prof. Bröer sind Islandpferde
Bildquelle: Igor Pilawski

Im Rahmen der Verleihung ihres Lehrpreises bat Prof. Bröer ihr Team auf die Bühne und bedankte sich herzlich für die gute Zusammenarbeit

Im Rahmen der Verleihung ihres Lehrpreises bat Prof. Bröer ihr Team auf die Bühne und bedankte sich herzlich für die gute Zusammenarbeit
Bildquelle: Friederike Grasse

„Das Wichtigste vorweg: Es ist nicht nur meine Veranstaltung“. Mit diesem Satz startet Prof. Sonja Bröer das Interview und erläutert umgehend, warum das bei dem Galenischen Praktikum - als Pflichtveranstaltung für alle Studierenden - so bedeutsam ist. In der Übung wird vermittelt, wie man Arzneimittel zubereitet. Denn Tierärzte und Tierärztinnen müssen im Rahmen ihrer tierärztlichen Hausapotheke, die sie in ihrer Praxis haben, immer wieder Arzneimittel verdünnen, umfüllen oder neu kennzeichnen - wenn auch in einem inzwischen sehr restriktiven Rahmen. Im Galenischen Praktikum stellen die Studierenden unter anderem ein Pulver, eine Lösung und meist auch eine Salbe her.

Das ist wirklich Team-Effort“

„Das ganze Team der Pharmakologie ist ganz toll dabei und hilft mir sehr. Deswegen sollten wir den Preis auch alle zusammen entgegennehmen.“, betont die Professorin. „Das ist sehr viel Arbeit, vor allem das Aufbauen und Abbauen, die Salben aus den Töpfchen wieder rauskratzen etc. Die ganzen logistischen Aufgaben übernimmt Carmen Bohnwagner, Technische Assistentin, ganz hervorragend. Es sind noch viele mehr beteiligt, aber ihr haben wir hauptsächlich zu verdanken, dass alles da steht, wo es stehen soll. Von der Laborfachkraft, über die Doktorand*innen bis hin zum Institutsdirektor Prof. Dr. Wolfgang Bäumer helfen alle freiwillig mit, gehen durch die Reihen und erklären. Das ist wirklich Team-Effort.“

Prof. Bröer, warum ist Ihr Thema Ihr Thema?

Das Arzneimittelrecht ist ja nicht wirklich mein Thema, das habe ich hier übernommen. Aber mir gefällt tatsächlich daran, dass es ein Thema ist, das man sehr strukturiert aufbereiten kann. Ich glaube, in diesem Bereich kann man etwas schneller ein Experte, eine Expertin werden, als in einem naturwissenschaftlich-biologischem Thema wie der Pharmakologie. Dort ist es aufgrund immer wieder neuer publizierter Studien etc. mehr Arbeit, stets auf dem neuesten Stand zu bleiben.

Können Sie sich noch an Ihre erste Vorlesung erinnern?

Oh ja, das war an der TiHo, da war ich gerade frisch fertig mit meiner Doktorarbeit und fragte meinen Doktorvater, ob ich mal eine Vorlesung übernehmen dürfte. Das hat mir sofort Spaß gemacht. Im Gegensatz dazu hatte ich vor wissenschaftlichen Vorträgen gerade am Anfang der Karriere schon etwas „Muffensausen“, z.B. vor Fragen der erfahreneren Expert*innen, vor denen ich sprach. Aber die Studierenden waren und sind immer sehr fair. Sie fragen nur Sachen, die sie wirklich interessieren und nehmen es einem auch durchaus nicht übel, wenn man mal etwas nicht auf Anhieb weiß, es aber im Nachgang recherchiert und eine Antwort nachreicht.

Meine damaligen Kolleginnen und Kollegen hatten sogar einen extra Doktorhut für mich als Geschenk vorbereitet. Auf dem stand „Sonjas Vorlesung“ – weil sie wussten, dass ich mich da sehr drauf gefreut hatte.

Was, glauben Sie, machen Sie besonders gut in der Lehre?

Ich glaube, es ist der Versuch, ein eher trockenes Fach lebhaft und praxisrelevant darzustellen, also mit klinischen Bezügen und Fallbeispielen zu schmücken. Außerdem versuche ich immer gute Laune zu haben, wenn ich Vorlesungen mache. Ich glaube, das überträgt sich.

Studierenden vermitteln, warum sie etwas lernen müssen

Grundsätzlich ist es immer wichtig, den Studierenden zu verdeutlichen, warum sie etwas lernen müssen. Das ist bei Gesetzestexten oft eher schwierig. Natürlich kann man diese immer nachschlagen, aber es gibt durchaus Dinge, die man ad-hoc wissen muss - weil man keine Zeit hat, sie nachzuschlagen oder weil sie so wichtig sind, dass man sie einfach vorher wissen muss. Nicht nur für die Behörde, die dann kontrolliert, ob man in seiner Apotheke alles richtig macht, sondern natürlich auch, um dem Tier potentiell die beste Behandlung zu ermöglichen. Es gibt viele Regelungen, die dazu führen, dass wir bessere Mediziner sind und ich glaube, dass, wenn man das verinnerlicht hat, der hohe Lernaufwand leichter zu meistern ist.

Was gefiel Ihnen damals als Studentin gut an Lehrenden?

Ich fand es gut, wenn ich das Gefühl hatte, dass die Person für ihr Fach schon auch ein bisschen brannte und Begeisterung an der Lehre hatte. Bemerkte ich, dass den Lehrenden es offensichtlich Spaß machte, die Vorlesung zu geben, dann machte es mir auch mehr Spaß, diese Vorlesung zu besuchen.

Es gab auch Lehrende, die zwar immer sehr ernst und autoritär aufgetreten sind, mich aber durch ihr extrem breites Wissen beeindruckten. Zu manchen bin ich gern gegangen, weil sie immer wieder lustige Anekdoten erzählten und es gab andere, die die Vorlesungen didaktisch besonders gut vorbereiteten und ich zu schätzen lernte, dass ich mit meinen Notizen gut für die Prüfungen lernen konnte.

Was bereitet Ihnen an der Lehre besonders Freude und was eher nicht?

Am meisten freut es mich, wenn ich sehe, dass die Studierenden zuhören, Spaß haben und Fragen stellen. Ich stelle oft Rückfragen in den Raum oder generiere online Abstimmungen über Tools wie votingo. Wenn ich dann sehe, dass die Inhalte angekommen sind und die Studierenden es interessant finden, dann macht es mir am meisten Spaß.

Weniger schön finde ich organisatorische Dinge wie beispielsweise Nachholtermine zu organisieren. Und auch das Korrigieren macht mir nur die ersten 20 Minuten Spaß.

Möchten Sie Ihren Studierenden neben den reinen Inhalten etwas mitgeben?

Unsere Studierenden sind alle clever und werden sehr gute Tierärztinnen und Tierärzte, da bin ich mir sicher. Ich versuche ihnen mitzugeben, dass Wissen auch Selbstbewusstsein schafft, später den Aufgaben und Herausforderungen des Berufs Stand zu halten. Darüber hinaus vermitteln wir auch Softskills, z.B. gibt es ja hier jetzt auch das Kommunikationstraining.