Palladios Villa Almerico-Capra (auch Rotonda genannt, 1566 bis nach 1580) wurde zu einem Paradebeispiel für die gelungene Einbindung eines zentralen runden Saals in einen quadratischen Grundriß. Schon der kuppelüberwölbte Saal zeigt deutlich die Auseinandersetzung Palladios mit dem römischen Pantheon, und auch dessen Säulenvorhalle findet man in den Säulenportici wieder. Die Villa Almerico-Capra war Langhans sicherlich zumindest durch ihre Abbildung in Palladios "Quattro libri dell'architettura" bekannt. Gleichzeitig waren Langhans aber auch die Werke englischer Architekten vertraut, die sich ihrerseits mit Palladio beschäftigt hatten und deren Stil als "Neopalladianismus" bezeichnet wird. Weite Verbreitung fanden ihre Ideen durch ein mehrbändiges Druckwerk, den "Vitruvius Britannicus" (1715-25). Langhans kannte einige Bauten auch aus eigener Anschauung, denn er war 1775 u.a. auch durch England gereist. Eine seiner Skizzen, die wahrscheinlich vor Ort entstanden, zeigt eine Ansicht von "Mereworth Castle". Neben "Chiswick House" von Lord Burlington (beide Villen entstanden in den 1720ern) ist Mereworth Castle von Colen Campbell eine der wichtigsten englischen Auseinandersetzungen mit der Villa Rotonda.
Fast in Analogie zur Tierarzneischule diente Chiswick House nicht zu Wohnzwecken, sondern zur Aufnahme der umfangreichen Sammlungen Lord Burlingtons sowie als Versammlungsort. Hier gab es also schon einen Hinweis, daß sich die künstlerische Form mit den funktionalen Anforderungen der Bauaufgabe verbinden ließ. Langhans war als ausgewiesener Theaterbauspezialist mit ähnlichen Themen vertraut und hatte sich außerdem bereits 1777 schon einmal ganz konkret mit den Planungen für einen Anatomie-Hörsaal beschäftigt. Durch die Vermittlung des Freiherrn von Zedlitz bekam Langhans den Auftrag, ein Gebäude mit Hörsaal und Bibliothek für die Universität Halle zu planen. Da es sich zunächst um einen Umbau eines bestehenden Reifhauses handeln sollte, haben sich mehrere Entwurfsphasen erhalten. In der ersten plante Langhans einen achteckigen Saal, der zur Hälfte die Zuschauer auf Bänken aufnehmen sollte, während die Wand hinter dem Dozenten mit Nischen gestaltet war, die sicherlich für Skulpturen gedacht waren. Diese Planung kommt am ehesten dem Hörsaal in Bologna nahe, der immer wieder - fälschlicherweise - auch als Vorbild für die Berliner Tierarzneischule genannt wird.