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Diagnostik, Charakterisierung, Epidemiologie und zoonotisches Potential von animalen Methicillin-resistenten Staphylococcus sp. (MRSA und MRSP)

Ein Arbeitsschwerpunkt der Arbeitsgruppe IME ist der Nachweis und die Charakterisierung von Methicillin-resistenten Staphylococcus spp. (MRS). In den letzten Jahren sind Methicillin-resistente Staphylococcus aureus (MRSA) und Methicillin- resistente Staphylococcus pseudintermedius (MRSP) zu einer bedeutenden infektionsmedizinischen Herausforderung geworden.

In der Humanmedizin sind MRSA bereits seit vielen Jahrzehnten weltweit als einer der häufigsten Erreger nosokomialer Infektionen (sog. „Hospitalinfektionen“) in Krankenhäusern und anderen medizinischen Einrichtungen bekannt. In den letzten Jahren werden diese oft durch Mehrfachresistenzen gekennzeichneten Infektionserreger jedoch zunehmend auch zu einem Problem in veterinärmedizinischen Einrichtungen.

Staphylokokken sind anders als viele andere Bakterien relativ unempfindlich gegenüber Trockenheit und daher überraschend überlebensfähig in der Umwelt, so dass sie leicht durch Handkontakte bzw. Mängel im Hygienemanagement weiterverbreitet werden können oder lange Zeit an einer bestimmten Oberfläche (Türgriff, Tisch, Schrankoberfläche etc.) aber auch auf und in medizinischem Material und Geräten überleben können. Oft gelangen sie von hier unbemerkt in eine Wunde oder gar in die Blutbahn. In der Folge können schwere Infektionserkrankungen auftreten, die chemotherapeutisch oft kaum noch zu behandeln sind aufgrund der häufigen Multiresistenz dieser Erreger.

Bei vielen warmblütigen Tierarten und dem Menschen gehören Koagulase-positive Staphylokokken wie S. aureus und S. pseudintermedius zur normalen bakteriellen Flora der Haut und Schleimhäute. Resistente Stämme wie MRSA und MRSP fallen in solchen Fällen einer asymptomatischen Besiedlung meist weder bei Menschen noch bei Tieren auf. Dennoch können auch diese MRS sehr leicht weiterverbreitet werden, z.B. durch einen einfachen Griff an die eigene Nase (Mensch) oder durch „Kontakte“ mit Hundenasen. MRS sind nicht nur für die Tiere ein großes Problem, denn der zoonotische Charakter von MRSA  steht heute außer Frage, so dass auch an den Schutz der Tierbesitzer, Tierärzte und derer Angehörigen gedacht werden muss.

In jüngster Zeit sind erste Berichte über MRSP- Infektionen auch bei Menschen bekannt geworden, es bleibt jedoch abzuwarten, ob hier ebenfalls ein signifikantes Risiko durch besiedelte oder erkrankte Tiere für den Menschen besteht.

Die Arbeitgruppe IME arbeitet seit Jahren an der Aufklärung der molekularen Epidemiologie von MRS. Hierbei wird eine detaillierte Charakterisierung von MRS-Isolaten durch den Einsatz verschiedener  molekularbiologischer Typisierungsmethoden wie der Pulsfeldgelelektrophorese (PFGE), des Multi-Locus-Sequence-Typing-Verfahrens (MLST), der Micoarray Hybridisierung (MH), der spa- Typing sowie einer weiterführenden und vergleichenden Analyse der resistenzvermittelnden Staphylokokken- Genkassette (SCCmec) durchgeführt.

Ein wesentliches Ziel unserer Arbeit ist es, die molekularbiologischen Hintergründe für das offensichtlich zoonotische Potential bestimmter MRSA- Stämme (sog. Extended Host Spectrum Genotypes: EHSG) zu identifizieren.

Auf diesem Wege versuchen wir auch, einen Beitrag zum besseren Schutz der Allgemeingesundheit (Public Health) vor multiresisteten Infektionserregern zu leisten.
Unsere Arbeiten bieten die Grundlage für fundierte Empfehlungen zum Hygienemanagement in veterinärmedizinischen Einrichtungen.

 

weiterführende Literatur:

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Schlagwörter

  • FU, Freie Universität Berlin, Fachbereich Veterinärmedizin, Institut für Mikrobiologie und Tierseuchen, WE07, MRSA